Ich fühle mich hier am richtigen Platz
Stefan Ebert
Stefan Ebert war lange weg. Mehr als 25 Jahre lang hat der gebürtige Magdeburger den Dom nur bei Besuchen der Familie gesehen. Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten haben sich auch für ihn neue Horizonte geöffnet. Seine Arbeits- und Lebensmittelpunkte lagen nach 1989 mal in der Oberpfalz, mal in Nordrhein-Westfalen und mal in der Hansestadt Hamburg. Seit einiger Zeit gehören Magdeburger Domblicke, Stadtpark und Elbspaziergänge wieder zu seinem Alltag. Am 1. Juni 2021 übernimmt Stefan Ebert die Geschäftsführung der landeseigenen Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt. In einer Mitteilung des damaligen Finanzministeriums würdigt man ihn als „gestandenen Manager“ und preist Eberts langjährige Erfahrungen im E-Commerce-, Projektmanagement- und Controllingbereich an. Seine Rückkehr nach Magdeburg hat er bis heute nicht einen Augenblick lang bereut. „Ich habe mir nie vorgestellt, beruflich so weit zu kommen. Ich fühle mich hier am richtigen Platz.“ „Es ist eine Freude mitzugestalten“, sagt er.
Stefan Ebert wird 1967 geboren. Als sich die Wende vollzieht, ist er 22 Jahre alt. „Für mich war das direkt nach der Armeezeit und ein Zeitpunkt der Neuorientierung“, erinnert sich der Diplom-Kaufmann. „Ich war jung und da war viel Unsicherheit in mir.“ Ursprünglich habe er andere Pläne gehabt, doch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des Jahres 1989 zwingen ihn ein Stück weit dazu, sich neuen Perspektiven zu öffnen. „Die Frage war ja, wie es unter den neuen Bedingungen weitergeht und wie man sich am besten zurechtfindet.“ Stefan Ebert entscheidet sich zunächst für Sicherheit und bleibt erst einmal in seiner Heimatstadt. Er beginnt ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der hiesigen Universität, das er erfolgreich Mitte der 1990er Jahre beendet. „Danach standen viele Türen offen.“
Noch keine 30 Jahre alt, zieht es den studierten Kaufmann in den damals boomenden Versandhandel. Er landet in der Oberpfalz und sammelt erfolgreich erste Berufserfahrungen innerhalb der Otto Group. Aufgefallen ist er in Bayern damals nur, weil er so ganz anders gesprochen hat. „Ostdeutsch oder nicht, das war da nicht vordergründig Thema. Die Leute haben mir aber oft einen schönen Urlaub gewünscht“, schmunzelt er. Stefan Ebert findet in den kommenden Jahren innerhalb der Otto Group seinen Platz, kann sich einbringen, beweisen und aufsteigen. Er lernt über den Job seine aus Dresden stammende Ehefrau kennen. „Bevor ich zu LOTTO gekommen bin, habe ich ab 2007 bei baumarkt direkt gearbeitet, einem inzwischen aufgelösten Joint Venture von Otto Group und Hagebau. Dort ging es um die Kombination von Versand- und Präsenzhandel.“ Stefan Ebert macht Karriere – fernab von Magdeburg. Doch sein Herz hängt an der Stadt, in der er auf die Welt gekommen und aufgewachsen ist. „Wie heißt es beim FCM? EINMAL IMMER.“ Eine Mentalität, die auch Stefan Ebert hunderte Kilometer entfernt stets gespürt hat.
Als er 2021 seine Rückkehr nach Magdeburg bekanntgibt, kommentiert das ein hiergebliebener Freund aus Studienzeiten mit den Worten: „Du wirst dich hier wohlfühlen.“ Stefan Ebert zweifelt nicht daran. Der neue LOTTO-Chef sieht und spürt den Wandel, der sich in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt seit der Wende und seit seinem Weggang vollzogen hat und weiter vollziehen wird. Stefan Ebert plädiert dafür, stolz auf das Erreichte und weniger bescheiden zu sein. „Ich wünsche mir manchmal - und lebe das auch bei LOTTO - dass wir uns mehr gerademachen. Dass wir uns viel öfter besinnen, was wir geleistet haben. Es wäre schön, wenn es von allen immer so gesehen wird.“
Die LOTTO-Toto GmbH Sachsen-Anhalt führt er mit viel Knowhow und noch mehr Stolz. „Innerhalb des Deutschen Lotto- und Toto-Blocks haben wir ein gutes Standing“, bekräftigt er. „Wir sind mittlerweile mit eigenen Themen sichtbar.“ Ein hart verdientes Privileg, das er ohne jedes Fragezeichen auf seine Geburts- und Heimatstadt überträgt. „Wir sind attraktiv als Standort und mit unseren Fachkräften.“ Magdeburg wird gesehen - überall.
WIR für Magdeburg – hier hält man zusammen
Marc-Henrik Schmedt
Der SCM ist seit seiner Gründung vor 70 Jahren eng mit der Stadt verwachsen und doch hat er sich genau wie Magdeburg seit der Wiedervereinigung noch einmal grundlegend gewandelt. Einer der dafür mitverantwortlich ist, ist Marc-Henrik Schmedt. Der heutige Geschäftsführer des Sportclubs ist in Rheinland-Pfalz geboren und hatte bis zu seinem Start in Magdeburg nur wenig Vorstellung vom Osten. Nach seiner Ausbildung bei der Dresdner Bank wurden Mitarbeitende für die neuen Bundesländer gesucht und so verschlug es ihn mit 21 Jahren an die Elbe. „Das war eine komplett andere Welt“, erinnert er sich heute. „Die Arbeitsweise in der noch völlig im Aufbau befindlichen Bank war schon ziemlich wild, aber auch faszinierend.“ Da ihn dieses Unkonventionelle und der überall spürbare Aufbruch gereizt haben, sind aus den zunächst geplanten 3 Monaten in Magdeburg mittlerweile über 30 Jahre geworden.
Mit der persönlichen Erkenntnis „Hier will ich nicht mehr weg!“, kam der Wunsch, sich auch über den Job hinaus für die neue Heimat engagieren zu wollen. Aufgrund seines guten Netzwerkes und der Kontakte zum SCM wurde er im Jahr 2000 zum ehrenamtlichen Manager der zweiten Handballmannschaft. „Da ich schon immer ballsportaffin war und Lust hatte, was zu bewegen, habe ich angefangen, das Team zu organisieren und Strukturen aufzubauen“, erklärt er seine Anfänge. „Am Ende waren wir in der zweiten Liga und es kamen immer mehr Fans auch zu unseren Spielen.“
Ab 2007 gab es eine schwierige Phase für den Club, in der der Verein fast gescheitert wäre. Mitten in dieser wirtschaftlichen Krise ist man auf Schmedt zugekommen, ob er sich zutrauen würde, den Handball in Magdeburg auch hauptberuflich zu managen. Er sagte zu und wurde von seinem damaligen Arbeitgeber erstmal freigestellt. „Auf einmal war ich Geschäftsführer eines fast insolventen Handballvereins,“ erzählt er mit einem Schmunzeln. Mit seinen Erfahrungen, seinem Engagement und seiner ansteckenden Motivation hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass der Erfolg zurückkam. Denn nach dem ersten Titel 2016 ging es stetig bergauf. „Wenn man eine Leidenschaft für etwas hat, dann sollte man dem nachgehen“, so fasst Schmedt seine damalige Entscheidung zusammen. „Ich habe mit meiner Aufgabe beim SCM meine Bestimmung gefunden und es trotz aller Höhen und Tiefen keinen Tag bereut.“
Mittlerweile ist der SCM wieder eine „renommierte Adresse im Welthandball“, stellt der Handball-Macher nicht ohne Stolz fest. Davon zeugen die vielen Titel der letzten Jahre, aber auch die ständig ausverkaufte Halle: „Wir haben 6.600 Plätze, davon sind 5.000 mit Dauerkarten belegt und auch für die restlichen hätten wir eine sehr lange Warteliste.“ Um aber ein wechselndes Publikum zu haben und jedem Fan mal die Chance zu geben, live dabei zu sein, gibt der Verein diese Restkarten ganz bewusst bei jedem Spiel in den freien Verkauf. „In Magdeburg lebt man Handball“, das ist überall zu spüren, sagt er und das macht auch das besondere WIR-Gefühl in dieser Stadt aus.
Diese Identifikation mit dem Sport und der Stadt ist es auch, was ihn wohl für immer in Magdeburg halten wird. „Ich habe drei wichtige berufliche Entscheidungen in meinem Leben getroffen: Nach Magdeburg zu kommen, beim SCM anzufangen und dort langfristig zu bleiben.“ Natürlich hätte er auch viele andere Wege gehen können, aber dann wäre sein Leben garantiert langweiliger, da ist er sich absolut sicher. Die Zukunft der Stadt und seines Vereins sieht er überaus positiv: „Ich glaube nicht, dass wir uns vor irgendwem verstecken müssen. Magdeburg ist eine wirklich schöne und lebenswerte Stadt mit vielen Angeboten und Möglichkeiten.“ Das hört er auch immer von den neuen Spielern, die manchmal noch etwas skeptisch hierherkommen und dann nach kurzer Zeit sehr begeistert sind. „Unsere Stärken sind die Nähe der Menschen zueinander, die bestehenden Netzwerke und die vorhandene Flexibilität.“ Außerdem haben wir sportlich sehr viel zu bieten. So sind neben den Handballern auch die Fußballer, Schwimmer und viele mehr die besten Werbeträger für die Stadt. Denn Magdeburg ist eine Sportstadt und Marc-Henrik Schmedt ist eines ihrer Gesichter.